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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 15.06.2011


Yuki und Nina
Tatjana Zilg

In Kinderaugen eine der größten Katastrophen: Die beste Freundin soll umziehen. Und zwar nicht innerhalb von Frankreich, wo Yuki und Nina gegenwärtig leben, sondern weit fort ins unbekannte Japan.




Der anmutig schöne Spielfilm begleitet die beiden Mädchen während der Phase des Ablösens voneinander und dem Versuch, mit der Situation umzugehen.

Das Regieduo Hippolyte Girardot (Schauspieler in "Stilles Chaos", "Lady Chatterley") und Nobuhiro Suwa (Regie von "Ein perfektes Paar") fängt die Wahrnehmungswelt der neunjährigen Kinder achtsam ein und inszeniert sie ohne die Verfälschung durch erwachsene Sichtweisen.
Gewählt wurden ruhige Einstellungen und eine dokumentarische Filmsprache. Innerhalb der unspektakulären Dramaturgie entwickelt sich der melodramatische Konflikt dennoch mit einer unaufhaltsamen Wucht.

Imaginative Bitte an die Eltern

Yuki (Noë Sampy) und Nina (Arielle Moutel) spielen nach der Schule bei Nina und warten darauf, dass Yukis Mutter Jun (Tsuyu Shimizu) sie abholt, um zu fragen, ob sie in den Ferien gemeinsam zu Ninas Vater fahren dürfen. Ninas Eltern sind geschieden.
Jun weicht zunächst aus und überrascht wenig später Yuki mit der Mitteilung, dass die Eltern sich trennen werden und Yuki bald mit der Mutter nach Japan ziehen soll. Yuki reagiert verstört. Als sie Nina davon erzählt, entsteht die Idee, einen Brief im Namen der "Liebesfee" an Yukis Eltern zu schreiben - in der Hoffnung, sie dazu zu bewegen, doch zusammenzubleiben.

Eine Lichtung im Wald gibt den entscheidenden Impuls

Natürlich hat das nicht den gewünschten Effekt. Yukis Mutter fliegt nach Japan, um eine Wohnung zu suchen, und lässt ihre Tochter für zwei Wochen bei ihrem Vater Frédéric (Hippolyte Girardot) in Paris zurück. Da er kaum in der Lage ist, dem Mädchen Trost und Halt zu geben, sondern vorrangig mit sich selbst beschäftigt ist, reißt Yuki zusammen mit Nina aus. Im unbewohnten Landhaus von Ninas Vater vergessen die Mädchen im Spiel alles um sich herum. Gestört von einer Nachbarin ziehen sie sich in einen riesigen Wald zurück, wo Yuki plötzlich alleine weiterwandert. Auf einer surrealen Lichtung erlebt sie einen erlösenden Tagtraum, wonach sie von ihrem Vater, der nun in großer Sorge um sie ist, aufgefunden wird. Yuki lässt sich mit neugewonnener Kraft auf die Reise nach Japan ein, und stellt fest, dass es ihr viel leichter fällt, sich dort einzugewöhnen, als sie befürchtet hat.

AVIVA-Tipp: Die Kraft des Films entfaltet sich leise und unaufdringlich auf vielen Ebenen, die für kleine, jugendliche und erwachsene KinogängerInnen gleichermaßen anregend und emotional berührend sind.
Allmählich gelingt es Yuki und Nina, durch eine kindliche Annäherung an den Konflikt die Notwendigkeit des Umzugs zu akzeptieren. Währenddessen ergibt sich Stück für Stück eine Innensicht auf die Mädchenfreundschaft, in der Nina anfänglich als die Stärkere erschien. Die Spiegelung einer kindlichen magischen Welt durch Yukis Begegnung mit der Vergangenheit ihrer AhnInnen im Wald setzt zusätzlich einen außergewöhnlichen, malerisch schön umgesetzten Filmhöhepunkt.

Yuki und Nina
Frankreich, Japan 2009
Regie und Drehbuch: Hippolyte Girardot, Nobuhiro Suwa
Kamera: Josee Deshaies
HauptdarstellerInnen: Hippolyte Girardot, Marilyne Canto, Noë Sampy, Arielle Moutel, Tsuyu Shimizu
Lauflänge: 92 Minuten
Verleih: Peripher Filmverleih
Kinostart: 16.06.2011

Weitere Infos unter: www.peripherfilm.de




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Beitrag vom 15.06.2011

AVIVA-Redaktion